Kleiner Erfahrungsbericht über CHROMA HAIKU Kurouchi
Mir ist das passiert, was eigentlich nie passieren darf. Ich habe bei
meiner letzten Schleifvorführung (vor 14 Tagen in Düsseldorf) auch das
B-03 Santoku Kurouchi gezeigt und die Kunden konnten die sagenhafte
Schärfe dieses Messer ausführlich mit Tomaten, Zucchini, Möhren etc.
testen. Ich habe div. Muster von Kurouchi, darunter auch das Santoku.
Mit dem Santoku führe ich immer vor.
Zum Ende der Schleifvorführung wurde es ziemlich hektisch und ich habe
das Messer ungesäubert eingepackt. Darf man einfach nicht machen!!!!
Es kam wie es kommen muss, ich habe es vergessen. Am Wochenende habe
ich aufgeräumt und es wiedergefunden.
Mir ist fast mein Herz stehen geblieben, das Messer sah unglaublich
aus, verfärbt und komplett verrostet. Ein einziger Rostbatzen. Jeder
kann sich vorstellen, was einem dabei für Gedanken durch den Kopf
gehen. Sehr sehr unangenehm. Für mich gab es nur 2 Möglichkeiten,
entweder die Klinge zu Messer-Mager schicken und darauf hoffen, das er
es in Ordnung bringen kann und/oder einen Ersatz auf eigene Kosten
anfordern.
Ich habe mich dann an meinen Besuch bei unserem Meisterschleifer Fujii
Keiichi san erinnert. Er hat behauptet, ein gutes Messer – gibt man
nie verloren. Er hat uns damals gezeigt, wie man auf einem guten
Messer mit einem metallischen Pulver den Rost entfernen kann.
Mein Gedanke war: schlimmer kann es nicht werden, also kannst du das auch selber
ausprobieren und darauf hoffen, dass es wirklich ein gutes Messer ist
und du nochmals die Kurve kriegst.
1. Ein solches metallisches Pulver wie Fujii san in Japan gehabt hat,
habe ich natürlich nicht und ich bräuchte Ersatz hierfür. Akopads,
irgendwelche Scheuermittel, Rostradierer etc. kann man bei so einer
flächigen vollen Verrostung vergessen. Ich habe meinen CHROMA ST-240
genommen, er ist sehr weich und sehr grob und von diesem Schleifstein
habe ich eine Paste hergestellt. Einfach mit der Klinge ein paar Mal
drüber fahren, es baut sich sofort Schleifmittel auf. Mit dieser Paste
habe ich dann die Klinge gründlich gesäubert. Hört sich ziemlich
heftig an, funktioniert aber bestens. Die Paste einfach auf ein
Stückchen Holz (ähnlich wie ein Honokigriff) auftragen und richtig
massiv über die gesamte Klinge fahren und sie dadurch vom Rost
befreien und reinigen. Muss man ein paar Mal machen um auch wirklich
alles zu entfernen, immer wieder gut abspülen zwischen durch.
2. Dann hat man zwar eine rostbefreite aber auch ziemlich verkratzte
Klinge. Die Kratzer sind allerdings nur auf dem blanken Teil der
Klinge sichtbar. Diese Kratzer kann man durch eine Politur auf
einer 8000-er Fläche gut wegbekommen. Mach ich übrigens auch immer,
wenn Messer durchs Schleifen verkratzt werden. Der Stein muss richtig
nass sein, dann wird die Klinge flach aufgelegt und mehrmals flächig
ohne großen Druck über den Stein geschoben, bis die Kratzer fast nicht
mehr sichtbar sind und die Klinge wieder anfängt zu glänzen. Mit
einer handelsüblichen Chrompolitur die Klinge restgesäubert und dann
gründlich abwaschen.
3. Dann muss der Schliff erneuert werden, da die hauchfeine Schneide
vom Rost zerfressen war. Dieses Verfahren kennt mittlerweile jeder von
uns. Erst grob, dann fein und dann nur die Schneide sehr fein und
leicht konkav auf einem CHROMA ST-1/8 abgezogen. Die Serie Kurouchi lässt
sich unglaublich gut auf dem Stein schärfen und mir ist derzeit
keine schärfere Schneide im Handel bekannt.
Dann habe ich das Messer auf Schnittfähigkeit überprüft, macht man
normalerweise mit Papier. Das Messer soll förmlich durch das Papier
gleiten, ohne großen Geräusche und vor allen Dingen ohne zu reißen.
Ich benutze aber auch ganz gerne Folie, die Verpackungen von
Zigarettenschachteln, Keksen etc. Die Folie ist glatter und nicht so
rauh wie das Papier und bietet dadurch keine Angriffsfläche und das
Messer sollte auch hier ohne Tricksereien durchschneiden.
Das Ergebnis, dieses Messer sieht aus wie neu, ist wieder sauscharf
und es stimmt was Meister Fujii san gesagt hat: gute Messer braucht
mann wirklich nicht verloren geben. Ich habe lange überlegt, ob ich
dieses Erlebnis mitteilen soll, aber die Vorteile nämlich die
Leistungsfähigkeit dieser Klinge damit aufzuzeigen, haben letztendlich
überwogen. In der Nachbetrachtung ärgerlich, dass ich es nicht mit
Bildmaterial belegt habe, aber man kommt einfach nicht darauf seine
Peinlichkeit auch noch zu dokumentieren.
Thomas Hilser, Aussendienst PLZ 4,5, und 6 – th (at] kochmesser.de